Kirche, Ort der Christusgemeinschaft oder Dienstleistungsunternehmen?

22.10.2022

Der Herbst ist geprägt von Kirchen-Festen. 31. Oktober – Re-formationsfest, Fest der Erneuerung der Kirche, Fest der Besin-nung auf den Ursprung unseres Glaubens. Wir feiern es am   31. 10. gemeinsam in Rüsseina.

Zudem begehen drei Gemeinden (Rüsseina, Raußlitz, Wen-dischbora) im Oktober und November ihre Kirchweihfeste, verbunden mit dem Konfirmationsgedenken.

 

Kirche, was ist das eigentlich? Zuerst mag man unsere schönen Kirchgebäude im Blick haben, sicher auch Gottesdienst, Taufe, Konfirmation, Trauung oder Bestattung… Anlässe, zu denen die Kirche wichtige Dienste an Menschen  tut, segnend, stärkend, ermutigend oder tröstend. Insofern erleben Christen wie Nichtchristen die Kirche auch als Dienstleister. Denn das Dienen ist existentielles Merkmal der Kirche.

Freilich unterliegen in heutiger Zeit viele Menschen einem Irrtum: Sie meinen, dass Kirche dann eben ein Dienstleister neben anderen ist, der für Feierlichkeit und emotionale Momente zu sorgen hat, und dies möglichst so, wie man es sich vorstellt und wünscht. Damit ist Kirche dann plötzlich zum Gegenüber geworden, zu einem Unternehmen, das ich nur für kurze Zeit brauche, dann aber wieder fahren lasse.

Fragt man, was die ersten Christen unter „Kirche“ verstanden, wird man freilich auf eine ganz andere Fährte geleitet, die uns zum Kern dessen führt, was „Kirche“ bedeutet. Dieses Wort „Kirche“ kommt vom griechischen Wort „Kyriake“, d. h., „Zum Herrn (Jesus) gehörend“. Ein Kirchgebäude konnte dabei nicht gemeint sein, weil es solche damals noch gar nicht gab.

Über Jahrhunderte war klar: Kirche, das ist die Gemeinschaft aller getauften Christen, das ist Familie Gottes. Das heißt: Du und ich – Menschen, die sich von Herzen darüber freuen können, Kinder Gottes sein zu dürfen! Der Apostel Paulus vergleicht Kirche mit einem menschlichen Körper, der aus vielen verschiedenen Gliedmaßen besteht mit unendlich vielen Begabungen. Jedes Gliedmaß, jeder Teil, und wäre er noch so klein, gehört zum Körper, empfängt Gutes und tut ihm Gutes. Deshalb sprechen wir von „Gemeinde-Gliedern“.

Wenn wir doch neu begreifen lernten, dass Sie, dass du und ich solche wertvollen Glieder am Leib Christi sind! So gesehen erscheint dann der Gedanke „Kirche als Dienstleistungsunternehmen“ ziemlich absurd.

Unsere Gottesdienste und Veranstaltungen laden ein, sich in der Gemeinschaft um Christus stärken, orientieren, erfreuen und trösten zu lassen. Jede und jeder  (übrigens auch Nichtchristen) sind herzlich willkommen!

 

Ganz herzlich Ihr/ Euer Pfarrer Jochen Hahn.